300 Jahre Rathaus Burgebrach
Das alte Rathaus Burgebrach in der Hauptstraße in Burgebrach wurde im Jahr 1720 an der Stelle des einstigen „Oberen Tores“ errichtet und feiert heuer sein 300-jähriges Bestehen.
In der Denkmalliste wird das Rathaus als zweigeschossiger Walmdachbau mit rundbogiger Straßendurchfahrt und Dachreiter beschrieben. Eckpilaster, Gurtgesims, profilierte Fenstergewände mit Brüstungsfelder im Obergeschoss zeichnen die Einzigartigkeit des historischen Gebäudes aus.
Das Rathaus bildet nicht nur den westlichen Eingang in den oval geformten Historischen Ortskern (Historisches Ei) von Burgebrach, sondern nach Osten hin auch das Tor zum Naturpark Steigerwald.
Unter der Amtszeit von Bürgermeister Schlegler entstand 1720 an der Stelle des „Oberen Tores“, das heutige Rathaus. Im vierten Ratsprotokoll der Jahre 1650 bis 1749 berichtet Bürgermeister Schlegler erstmals vom begonnenen Rathaus-Bau. Am 11. April 1720 vereinbarte er mit dem Bamberger Kapitalsmaurer Nattermüller folgendes:
„Ein zweistöckiges Haus soll erstellt werden nach Riß und Plan. Das untere Stockwerk 15 Schuh hoch (ein Schuh entspricht 28 cm), das obere zwölfeinhalb Schuh hoch, der ganze Bau 62 Schuh lang und 36 Schuh breit. Meister Nattermüller erhält hierfür 350 fränkische fl (Florian-Gulden)“.
Jeder einschließlich der ganzen Judenschaft musste statt Hand- und Spanndienste zwei Taler abgeben. Bis zum Jahre 1730 wurden 3000 fl für den Bau aufgewendet. Zur Finanzierung wurden 900 fl aus der Bürgschaft aufgenommen, weitere Darlehen gaben die Pfarrei St. Martin, Bamberg, und die Nikoleibrückenstiftung.
„Am 4. September erbat Bürgermeister, der Rat und die ganze Gemeinde den Fürstbischof von Bamberg und Mainz, Lothar Franz von Schönborn, dem Marktflecken zwölf Jahre lang die Steuer zu erlassen. Sechs Jahre billigte der Bischof zu.“
Das Stammwappen des Hauses Schönborn bildet heute noch den Mittelpunkt des Barocken Wappens an der Westseite des Alten Rathauses:
Auf rotem Grund ein gekrönter, goldener Löwe, der auf drei aufsteigenden silbernen Spitzen schreitet. Zunge und Enden des doppelten Schwanzes sind blau, ebenso die Krone des Löwen. Über dem Mittelschild thront eine Laubkrone.
Weiter zeigt das Wappen links oben und rechts unten jeweils einen schwarzen Löwen im goldenen Feld, überzogen von einem silbernen Querfaden, für das Bistum Bamberg - mittig im Feld oben und unten für das Erzbistum Mainz das silberne Mainzer Rad auf rotem Grund. Das Wappen der ehemals reichsständigen Herrschaft Reichelsberg ist im Feld oben rechts dargestellt:
Drei silberne Schilder auf rotem Hintergrund - im Jahr 1671 erhielt die Familie von Schönborn Sitz und Stimme dieser Herrschaft im fränkischen Kreis und im fränkischen Grafenkollegium des Reichstages. Links unten ist ein blaues Feld mit einem silbernen waagerechten Querbalken, darüber zwei, darunter eine Raute als Wappen für die Freiherrn von Heppenheim, genannt Saal. Diese waren 1684 ausgestorben und die Rechte gingen durch verwandtschaftliche Beziehengen auch auf das Haus Schönborn über.
An der Ostseite des Alten
Rathauses ist die heilige
Dreifaltigkeit dargestellt.
Die Zierde des Rathauses, der Turm, wurde aufgrund mangelnder Finanzmittel erst 1847 hinzugefügt. Das Glöcklein im Turm des Rathauses wird noch heute bei jeder Beerdigung geläutet, wenn der Priester mit den Trauergästen durch den Torbogen zum Friedhof zieht.
Überlieferte Geschichten aus dem Rathaus
Als Napoleon mit seinem Heer gegen Russland zog, hielt er im Rathaus in Burgebrach Kriegsrat.
Wenige Tage vor dem 13. April 1945, als die Amerikaner in Burgebrach einmarschierten, wurde im Sitzungssaal des Rathauses ein Standgericht errichtet. Links und rechts vor einem Tisch stand je ein Gewehr-Dreierbock. Zum Glück kam es zu keinem Urteil mehr. Im großen Torbogen lagerte in einer Kiste eine Fünf-Zentner-Bombe, um das Rathaus zu sprengen. Direkt westlich vor dem Rathaus hatte der Volkssturm eine Panzersperre errichtet. Die Nachbarhäuser waren bereits geräumt. Zur vorgesehenen Sprengung kam es jedoch nicht mehr, da die Amerikaner von Ampferbach kommend anrückten. 1950 bis 1972 war die Landwirtschaftliche Berufsschule im Alten Rathaus untergebracht.
Die Kriegsjahre haben das Rathaus stark mitgenommen. 1981/82 erfolgte eine umfassende Restaurierung.
Aus einer alten Chronik geht hervor:
„Sie gelobten hier Gehorsam zu Geboten und Verboten der Gemein, gelobten handgebend, daß sie mit der Gemein heben und legen wollen, daß sie 3 Bäume von welchem Obst auf die Gemein setzen und schließlich 8 fl Bürgergeld und einen Feuereimer zum Instand bringen würden. Gaben hier ihrem Lebenspartner das Ja zum gemeinsamen Leben, gaben hier Taufe, Hochzeit und Tod immerlieben zu Protokoll – kamen ohne im geringsten zu säumen wenn die Gemeindeglocke rief – sannen, berieten und erkannten an, was in diesem Haus als weise, recht und verbindlich zum Beschluß erhoben war“.
Unmittelbar an das Alte Rathaus wurde im Jahr 1982 das Verwaltungsgebäude der Verwaltungsgemeinschaft Burgebrach angebaut. Auf dem Rathaus-Vorplatz entstand ein Laufbrunnen in Form eines Lebensbaumes, der in vier Bildnissen die Burgebracher Geschichte – die Marktverleihung, eine Jagd- und Marktszene und die Zehendabgabe darstellt.
Noch heute tagt der Marktgemeinderat in einem historisch-modernen Sitzungssaal im Obergeschoss.
Der Trauungssaal bietet den Brautpaaren ein einzigartiges Ambiente für die standesamtlichen Trauungen.